Kein Strom – was nun?

NOVEMBER 2022

Nachdem wir am 02. September 2022 unser Haus übernehmen konnten, waren wir ganz enttäuscht, nach dem Wochenende wieder abreisen zu müssen.

Für den November hatten wir schon eine Woche Urlaub geplant, in der wir normalerweise nach Dänemark in ein Ferienhaus gefahren wären.

Nun war aber klar, dass wir künftig unser eigenes Haus in Schweden besuchen würden. Ich hatte mit meinem Arbeitgeber noch abgesprochen, dass ich den ursprünglich um Weihnachten herum geplanten Urlaub in den November zu verlegen, so dass ich zumindest zwei Wochen vor Ort sein konnte. Meine Frau musste leider nach einer Woche schon abreisen – per Bahn und Flug.

Voller Vorfreude kehrten wir erstmalig zu unserem Haus zurück und schon kam die Ernüchterung: KEIN STROM! Das Haus war kalt – die Heizung (eine Luftwärmepumpe) – lief während unserer Abwesenheit naturgemäß nicht.

Nach einem Blick in den Hausanschlusskasten mit Hauptsicherungen, Hauptschalter und Zähler zeigte mir das volle Ausmaß der „Katastrophe“: Der Anschluss war verplombt mit einem „netten“ Hinweis der Strafandrohung beim eigenmächtigen Entfernen der Plombe. Ganz toll!

Ich hatte mich schon gewundert, dass wir vom lokalen Netzbetreiber E.ON keinen Willkommensbrief (Välkommensbrev) erhalten hatten. Für die Wasserversorgung, Abwasser und die Müllentsorgung hatten wir nämlich vom lokalen Anbieter sehr schnell ein solches Schreiben erhalten – auch per E-Mail.

Ich hatte auch beim Maklerbüro nachgefragt, ob der Eigentümerwechsel (Ägarbyte) gemeldet wurde. Der Makler hatte uns noch einmal bestätigt, dass er dies ordnungsgemäß an E.ON gemeldet hatte.

Unsere Ankunft war am Samstag und bis Montag, 09:00 Uhr gab es bei E.ON keinen telefonischen Service. Was nun?

Zuerst mussten wir erst einmal das Haus einigermaßen warm bekommen. Zum Glück hat es auch noch einen geschlossenen Holzkamin. Holz hatten wir reichlich, daran sollte es nicht scheitern.

Das Feuerchen im Kamin beruhigte unsere Gemüter etwas.

Für Beleuchtung sorgten eine Akku-Campingleuchte und einige batteriebetriebene Dekoleuchten.

Da wir noch keine Möbel und damit auch noch kein Bett hatten, bestand unser Nachtlager aus zwei Mumien-Schlafsäcken mit entsprechenden Isomatten und selbst aufblasenden Matratzen. Die Schlafsäcke hielten warm, sind mir aber nicht sonderlich bequem. Sich darin umzudrehen finde ich extrem schwierig.

Den Sonntag haben wir dann nicht weiter nutzen können, da ohne Strom praktisch nichts möglich war. Das hatte unsere Zeitplanung schon zurückgeworfen. Wir wollten an sich mit dem Renovieren des künftigen Schlafzimmers beginnen. Die Mobilgeräte konnten wir wenigstens im Auto aufladen.

Am Montag früh, exakt um 09:00 Uhr (vielleicht war es auch etwas später), hatte ich dann bei der Hotline von E.ON angerufen. Dennoch bin ich in der Warteschlange gelandet, aber wenigstens kam in regelmäßigen Abständen eine Ansage, der wievielte Kunde ich in der Schlange sei. So etwas kannte ich aus Deutschland nicht, aber es ist hilfreich, weil man so in etwa abschätzen kann, wie lange es noch dauert.

Der Mitarbeiter der Hotline war sehr freundlich, ich hatte es erst einmal mit meinen schwedischen Anfängerkenntnissen versucht. Allerdings musste ich relativ schnell auf Englisch umschalten – kein Problem.

Des Rätsels Lösung: Die Meldung über den Eigentümerwechsel war tatsächlich bei E.ON angekommen, wurde aber aus unerfindlichen Gründen dort nicht bearbeitet, so dass, weil ja auch niemand bezahlt hat, der Anschluss gekappt wurde. Der Mitarbeiter hat sich dann gefühlt 100 mal entschuldigt und schnelle Abhilfe versprochen. Als ich gesagt habe, dass schnell gleich heute bedeuten muss, weil wir in einem kalten Haus ohne Strom säßen, hat er dies bestätigt. Wir dachten noch: „Mal sehen, ob das wirklich klappt…“

Ich hatte noch gefragt, ob wir denn zuhause (das klang noch ein wenig fremd!) sein müssten, meinte er, das sei nicht nötig, wenn der Anschlusskasten von außen zugänglich ist.

Ich hatte dann noch den Netzanschlussvertrag und auch gleich den Stromlieferungsvertrag abgeschlossen.

Das erste ist der Vertrag mit dem Netzbetreiber (in diesem Fall E.ON, nicht wählbar), dass man überhaupt ans Stromnetz angeschlossen ist. Der Grundpreis richtet sich nach der maximalen Stromstärke des Anschlusses und der Region (1 – 4). Es ist der höchste Kostenanteil in beiden Verträgen. Hinzu kommen verbrauchsabhängige Stromüberführungskosten und Steuer.

Der zweite ist der eigentliche Liefervertrag für den Strom. Anbieter und Tarif sind frei wählbar. Der Mitarbeiter hat mir einen Vertrag mit variablem Verbrauchspreis („rörligt pris“), der sich am Spotmarktpreis orientiert. So etwas gibt es in Deutschland noch nicht. Der Einfachheit halber habe ich das angenommen, um die Anzahl der Vertragspartner in Schweden erst einmal möglichst gering zu halten. Als Entschädigung für den Ärger habe ich noch einen Bonus erhalten.

Wir sind dann zum Einkaufen gefahren und als wir zurück kamen hatten wir tatsächlich wieder Strom.

Ein holpriger Start für den ersten Urlaub im Haus, aber ein wirklich guter und schneller Service von E.ON.
Ich mag mir nicht ausmalen, wie lange das in Deutschland gedauert hätte.

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